Die Stille suchen

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
„Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.”

Erich Kästner

Was wir nicht haben können, das wird in unseren Augen meistens ein bisschen wertvoller. Deswegen wird uns auch am Ende des Jahres, wenn die kurzen Tage in der Nacht verschwinden, die knappe Zeit als wichtige Chance bewusst. Kostbar gereift, genießen wir die letzten Stunden.

Kein Business as usual

Entgegen diesem inneren Drang, die Zeit zu leben, sehen wir uns oft gezwungen, zu laufen. Zu terminieren. Schielen wir auf die ersten Kalendereinträge im neuen Jahr. Was sind die Dinge, die wirklich noch dieses Jahr sein müssen? Was kann warten? Wir sind hin- und hergerissen zwischen der Pflichterfüllung und den sinnlichen Verlockungen der Adventzeit. Nur zu leicht verschwindet die Stille zwischen klingelnden, piepsenden, aufploppenden To-Dos. Weihnachten erinnert uns mit unaufdringlicher Vehemenz an eine Essenz des Lebens: Keine Zeit ist versäumt, die wir mit schönen Dingen füllen.

Wieder Kind sein

Deswegen beschließen immer mehr Menschen, ganz bewusst ein bisschen kürzer zu treten. Die Einladung der Zeit anzunehmen, und den Advent, Weihnachten, den Jahreswechsel zu genießen. Die leuchtend dekorierte Stadt im eigenen Tempo zu erkunden. Oder die Natur genießen, wenn in der Dämmerung auch die Gedanken ganz still werden.

Die Weihnachtszeit ist besonders für künstlerisch Arbeitende und kreative Köpfe eine Quelle, um die inneren Ressourcen wieder aufzuladen. Mit schauenden Augen gilt es, die vielen Eindrücke aufzusammeln. Die Ausdrücke und Gesten der Menschen zu beobachten. Mit offenen Ohren den Weihnachtsliedern, den Glocken, den Kindern lauschen. Die Finger in Keksteig versenken, filigrane Bastelarbeiten anfertigen. Auf diese Art erfüllt, entkommen wir der geschäftigen Hektik und gewinnen die Stille in der Zeit zurück.

Geteilte Freude - doppelte Freude

Wenn uns der Jahresrhythmus mit der Kälte und Dunkelheit alleine lässt, rücken die Menschen näher zusammen. Wir teilen die restliche Zeit mit denen, die uns am nächsten stehen. Familie, FreundInnen, KollegInnen. Fast noch besser, als beschenkt zu werden, ist doch die Vorfreude auf das Schenken!

Zeit schenken

Nicht nur KünstlerInnen und Kreative haben den Anspruch, Persönliches zu schenken. Anstatt alleine einzukaufen, wieso nicht zusammen werkeln? Was kann wichtiger sein, als die Zeit gemeinsam zu verbringen und schöne Momente selbst zu gestalten?

Basteln = freudiges Tun

Zum Lichterfest schmücken wir unsere Welt: Papiersterne in den Fenstern, Lampen und Laternen, Christbaumschmuck, Dekoration für die Wohnung. Und was ist persönlicher, als eine eigens gestaltete Grußkarte? Zeichnen könnt Ihr!

Weihnachten geht durch die Nase

Richtige Stimmung kommt auf, wenn es duftet! Kekse, Glühwein, Bratapfel - die traditionellen Zutaten der Weihnachtsleckereien sind kein Zufall: Fett und Zucker machen glücklich, die klassischen Weihnachtsgewürze Zimt, Anis und Nelken heben die Stimmung, kurbeln den Stoffwechsel an und stärken das Immunsystem. Und auch die traditionellen Keksformen spenden Trost: Sterne und Mond als Licht der langen Abende, Glocken und Engel, deren Klang und Gesang trübe Gedanken vertreiben.

Es klinget

Wer die alle Jahre wieder gespielten Radiosongs nicht mehr hören kann, der muss selber singen! Gemeinsam für das Christkind üben hebt garantiert die Laune! Ganz egal ob wir nun gerade oder ein bisschen schief daherbrummen, das Singen wirkt Wunder! Denn das moderate Beanspruchen der Stimmbänder regt die Durchblutung an und der Husten hat wenig Chance. Gleichzeitig ist nichts verbindender, als ein gemeinsames Ständchen unter dem Christbaum!

Das Christkind suchen

Wer besonders ungeduldig auf das Christkind wartet, der muss es vielleicht suchen gehen? Bei einem Spaziergang in der Stadt oder im nächsten Wald? Mit schönen Zweigen und Ästen ist auch die Wohnung schnell dekoriert. Nach dem kalten Ausflug eine dampfende Suppe, eine Tasse Tee oder Kakao, und die ersten Kekse: Das ist das perfekte Nest für eine Weihnachtsgeschichte.

Geschichten aus der Stille

Das Erzählen von Geschichten spricht Herz und Seele an. Erzählend erklären wir uns die Welt, bauen Brücken, schaffen Gemeinsamkeiten. Ich und Ich wird Wir. Geschichten aus dem vergangenen Jahr. Geschichten, die unsere Träume wiederspiegeln und Hoffnungen. Geschichten von gestern und vorgestern. Geschichten von Menschen, was sie tun, wer sie sind, und wozu sie werden. Wer hat Lust auf eine Geschichte?

Stille Geschichten

Geschichten ohne Worte erzählt unsere Dozentin Ana Castro Villegas. In Collagen, mit selbstgemachten Stempeln und Schablonen, Wasser- oder Acrylfarbe und Monotypie erzählen ihre KursteilnehmerInnen in Bildern. Ohne Sprache und Schrift können Geschichten visuell transportiert werden. Diese Mut machende Form des Erzählens wird Ana nächstes Jahr an junge Menschen weitergeben. Wir freuen uns schon sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Start-Stipendium Wien.

Gestärkt ins neue Jahr

Ein besinnlich verbrachter Advent gibt uns Kraft für das kommende Jahr. In Ruhe genossen, finden wir dann auch die letzten Geschenke, fallen uns Ideen wie Schneeflocken zu.

Frohes Fest

So werden auch wir uns von diesem Jahr verabschieden. Wir werden uns bei einer Tasse Punsch die schönen Momente, die großen und kleinen Erfolge im Jahr 2017 noch einmal in Erinnerung rufen.

Wir wünschen euch den besten Jahresausklang. Gestaltet ihn nach eurem Geschmack: Besinnlich, laut, leise, bunt! Kostet die stillen Momente.

Wir wünschen euch frohe Festtage 2017, das Beste für 2018. Wir sehen uns wohlauf und munter im nächsten Jahr!

Alles Liebe,
Eure Zeichenfabrik

Coverbild © Ana Paola Castro Villegas