Ein Porträt entsteht im Wechselspiel zwischen Betrachten und Erinnern – zwischen dem, was das Modell preisgibt, und dem, was die Hand zu fassen vermag. Dieser Workshop widmet sich der unmittelbaren Begegnung: der Suche nach dem Wesen eines Gesichts, das sich im Licht verändert, atmet, reagiert. Hier geht es nicht um starre Ähnlichkeit, sondern um die Spur des Augenblicks.
Was dich im Kurs erwartet
Porträtmalerei als lebendige Tradition
Eine Einführung in die Geschichte des Porträts – nicht als starren Kanon, sondern als dynamischen Dialog. Wir betrachten Werke von den Alten Meistern bis zu zeitgenössischen Positionen, um zu verstehen, wie Malerei Präsenz einfangen kann, ohne sie zu erstarren.
Malen nach der Natur
Der Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit dem Live-Modell. Du schulst deine Wahrnehmung für:
- Licht und Schatten, die das Volumen formen,
- subtile Farbnuancen, die Stimmung und Charakter ausdrücken,
- die Bewegung des Gesichts, die keine Fotografie einfangen kann.
Du beginnst mit schnellen Skizzen, um Proportionen und Haltung zu erfassen, und entwickelst schrittweise ein Porträt in Öl – von der Komposition und Untermalung bis zur Ausarbeitung der Details. Dabei steht immer die Frage im Raum: Wie übersetzt sich ein flüchtiger Blick in Farbtemperaturen? Wie fällt das Licht auf die Schläfe? Wo bricht der Schatten die Form?
Die Sprache der Ölfarbe
Ölfarbe ist langsam und nachgiebig – ideal, um die Dreidimensionalität eines Gesichts zu erkunden. Du experimentierst mit:
- Lasuren, die Tiefe schaffen,
- pastosen Akzenten, die Lebendigkeit betonen,
- der Balance zwischen Präzision und Andeutung.
Der unsichtbare Dialog
Ein Modell zu malen bedeutet, eine stille Unterhaltung zu führen. Du übst, das Wesentliche zu erkennen und gleichzeitig Raum für das Unvorhergesehene zu lassen. Es geht nicht um perfekte Wiedergabe, sondern um die Wahrheit des Moments.