Chiaroscuro im klassischen Gemälde, Abb.: Selbstporträt von Rembrandt
Self-portrait, Rembrandt van Rijn, ca. 1628, oil on panel, h 22.6cm × w 18.7cm, Rijksmuseum

Chiaroscuro

Chiaroscuro – oder Helldunkel auf Deutsch – bezeichnet eine Technik in der Grafik und Malerei, die starke Licht-Schatten-Effekte simuliert, um den im Bild dargestellten Raum, sowie Figuren und Objekte zu modellieren.

Dieses Gestaltungsmittel hat seine höchste Ausdrucksform in der Malerei des Barock. Maler wie Caravaggio oder Rembrandt organisierten ihre Kompositionen um die Beleuchtung herum: der Einsatz der Figuren auf bildnerischer Ebene richtet sich nach der Verteilung von Licht und Schatten. Der starke Kontrast erzeugt dramatische Effekte, die sich stimmig in die Theatralik des Barock einfügen, und distanziert sich von rationalen und linearen Kompositionen der Frührenaissance, wo Licht gleichmäßig im Bild ausgestreut wird.

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Chiaroscuro ist eines der bevorzugten Mittel für die Erzeugung von Tiefenwirkung. Die richtige Nutzung von Helldunkel-Effekten reicht, um Dreidimensionalität, Stimmung und Tiefe in einer bildnerischen Szene zu schaffen. Deshalb ist die Beherrschung von Chiaroscuro eine wichtige Fähigkeit in der gegenständlichen, malerischen Praxis.

 

Meisterwerke des Chiaroscuro: Fünf Schlüsselwerke und ihre Lichtdramaturgie

Um die Wirkung der Technik zu sehen, lohnt sich ein Blick auf einige der berühmtesten Werke. Obwohl schon in der Spätrenaissance bei Tizian meisterhaft eingesetzt, wurde das Chiaroscuro von den Barockmalern perfektioniert:

Caravaggio: Die Berufung des heiligen Matthäus (1599–1600)
Ein Lichtstrahl durchschneidet die düstere Steuereinnahme-Stube wie ein göttlicher Fingerzeig. Caravaggios radikale Gegenüberstellung von Finsternis und gleißendem Licht (Tenebrismus) lässt Matthäus’ Zögern greifbar werden – und setzt einen neuen Maßstab für religiöse Malerei.

Tizian: Die Dornenkrönung (1542–1543)
Tizians spätes Werk zeigt bereits barocke Lichtführung, bleibt aber in weichen Übergängen verhaftet. Das seitlich einfallende Licht modelliert die Körper und unterstreicht die Grausamkeit der Szene, ohne in extreme Kontraste zu verfallen. Ein Brückenschlag zwischen Renaissance-Harmonie und barocker Dramatik.

Rembrandt: Die Nachtwache (1642)
Eigentlich ein Tagesbild: Der dunkle Firnis, der dem Gemälde seinen Namen gab, entstand erst später. Rembrandts Lichtregie lenkt den Blick durch Hierarchien – vom strahlenden Hauptmann bis zu den fast verschluckten Figuren im Hintergrund. Ein Meisterwerk der visuellen Erzählkunst.

Velázquez: Der Wasserverkäufer von Sevilla (1618–1622)
Hier wird Chiaroscuro zum Werkzeug der Stofflichkeit: Das Licht lässt Tonkrüge matt schimmern, Glas durchscheinend wirken und die Hände des Jungen plastisch hervortreten. Velázquez’ frühes Werk zeigt, wie Alltagsszenen durch gezielte Beleuchtung monumentale Würde erhalten.

Georges de La Tour: Der Falschspieler (um 1635)
Mit einer einzigen Kerze inszeniert de La Tour eine moralische Falle. Während das Opfer im warmen Licht sitzt, bleiben die Gesichter der Betrüger im Dunkeln – eine perfekte Metapher für Täuschung. Sein Tenebrismus ist noch radikaler als Caravaggios, aber ohne dessen theatralische Geste.


 

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